Festos und Matala

Im Süden von Mittelkreta: Palast von Festos über der Mesara-Ebene und Matala mit den Hippie-Sandsteinhöhlen am Libyschen Meer.

Palast von Festos
Herrliche Lage des Palasts von Festos auf einem Hügel über der Mesara-Ebene.

Palast von Festos über der Mesara-Ebene.
Eindrucksvoller und nicht restaurierter minoischer Palast im Süden Kretas zwischen Mires und Matala.

Festos

Nach etwa 7 km in westlicher Richtung erreicht man von der zerstörten, ehemaligen römischen Provinzhauptstadt Gortis aus über die Kleinstadt Mires die Ruinen des Palasts von Festos.

Diese sind besonders eindrucksvoll und im Gegensatz zu Knossos nicht restauriert worden. Auch die herrliche Lage des Palastes auf einem Hügel über der Mesara-Ebene und mit Blick auf die oft schneebedeckten Gipfel des Ida-Gebirges macht den Besuch lohnenswert.

Geschichte

Festos war eine der ältesten und bedeuteten Städte auf Kreta. Zum Zeitpunkt des Höhepunktes ihrer Macht beherrschte die Stadt die gesamte Mesara-Ebene bis zum Kap Lithinos mit den zwei Häfen in Matala und Kommos.
Die Entdeckung der alten Stadt, welche in der Antike als Phaistos bezeichnet wurde, basierte auf Informationen von Strabo. Sie wurde auch von Homer und dem Historiker Diodorus erwähnt, der Festos als eine der drei von König Minos gegründeten Städte aufzählte. Der Palast soll von dessen Bruder Rhadamanthys bewohnt gewesen worden sein.

Es hat sich bestätigt, dass der Ort schon seit dem Ende der Jungsteinzeit bestand, aber er erreichte seine größte Bedeutung während der Zeit der neuen Paläste und existierte noch nach der Katastrophe von 1.450 v.Chr., wie Gebäudeteile aus der Geometrischen Periode und Ruinen aus der archaischen Zeit sowie ein Tempel von Rhea bezeugen.
Die Stadt wurde erst am Ende des 3. Jahrhunderts v.Chr. von der benachbarten Rivalin Gortis zerstört.

Festos als eigenständige und autonome Stadt prägte viele eigene Münzen und brachte bedeutende Persönlichkeiten hervor, wie den Theologen und Schamanen Theosophistis Epimenides, einen der ‚Sieben Weisen‘ der Antike.

schneebedeckten Gipfel des Ida-Gebirge
Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Ida-Gebirge.

Der erste Palast wurde etwa 1.900 bis 1.850 v.Chr. errichtet, wurde aber bei einem Erdbeben 1.700 v.Chr. zerstört. Jedoch wurde mit dem Bau eines majestätischen, neuen Palastkomplex sofort auf den Ruinen des alten begonnen. Die meisten Ruinen, welche man heute besichtigen kann, gehören zum neuen Palast.


Der neue Palast wurde in der Katastrophe von 1.450 v.Chr. ebenfalls zerstört und es blieb nur noch eine Siedlung an seinem Hang übrig, welche aber zunehmend gegenüber dem aufstrebenden Gortis an Bedeutung verlor.

Die Ausgrabungen von Festos wurden im Jahr 1900 von italienischen Archäologen begonnen und das gesamte Palastgelände wurde bis 1909 vollständig freigelegt. Die Ausgrabungen dauern noch an und beziehen sich auch auf die alte minoische und hellenistische Stadt.

Besichtigung

Man beginnt mit dem Besuch über den erhöhten und mit Steinen gepflasterten Hof des alten Palastes an der Westseite. In der südwestlichen Ecke des Hofes geht man die Treppe zum Westhof des Palastes hinunter, welcher mit Steinen gepflastert ist und ebenfalls noch vom alten Palast stammt.
Am nördlichen Ende sind 8 jeweils 22 Meter lange Stufen, welche als Sitze für den Theaterbereich verwendet wurden. Dies gilt als ältestes Theater der Geschichte.
Von hier aus verläuft eine Prozessionsstraße zum Propyläen, wo man die vielen, kleinen Wohnungen erreicht.

Sitzstufen und Treppe
Beim Palast von Festos sind noch Teile des alten Palastes vorhanden. Links die Sitzstufen des ältesten bekannten Theaters, in der Mitte die stattliche Treppe zum neuen Palast.
Vorratsgefäße mit Fußbank
Hier stehen noch riesige Vorratsgefäße an ihrem ursprünglichen Ort, zusammen mit einer kleinen Fußbank.

Der Eingang zum neuen Palast befindet sich an der nordöstlichen Ende des Westhofes mit einer stattlichen Treppe. Diese ist ein monumentales Propyläen, ein Wunder der minoischen Architektur.
Weiter voraus befindet sich ein Außenraum, ein Licht-Brunnen mit drei Säulen, ein Treppenhaus mit einer schmalen Treppe, welche zu einem Vorraum und Abstellkammern hinunterführt.
Südlich des Korridors befinden sich heilige und religiöse Räumlichkeiten. Vom Vorraum geht man zum mit Steinen gepflasterten Zentralhof, welcher mit unregelmäßigen Mustern aus ‚porösem‘ Stein durchsetzt ist.

Im nordöstlichen Teil des Hofs ist eine für die Minoer typischen Polythyra (‘viele Türen’), ein Außenlicht-Brunnen, ein Vorraum und ein Lustbecken und es ist sicherlich ein religiöser Abschnitt des Palastes. Der am Hang liegende Ostflügel ist fast vollständig abgebrochen.

Durch einen Korridor auf der Nordseite des Zentralhofs erreicht man den Eingang zu den königlichen Gemächern, welche im nördliche Teil des Palastes gelegen sind. Durch einen Außenkorridor und nach einem kleinen Innenhof gelangt man in die luxuriöse Kammer der Königin. Eine schmale Treppe führt zu Räumen, welche die Wohnung des Königs gewesen sein müssen.
Wahrscheinlich gab es ein weiteres Stockwerk darüber, in welchem sich die königlichen Repräsentationsräume befunden haben müssen.

königlichen Gemächer
Die königlichen Gemächer im Nordflügel mit der Treppe.

Ein unabhängiger Gebäudekomplex aus Wirtschaftsräumen aus der Vorpalastzeit, welcher auch noch während der Zeit der neuen Paläste verwendet wurde, liegt weiter im Nordosten. Der Diskus von Festos, das bedeutendste Fundstück aus dem Palast, wurde in einem der langen, schmalen Abstellräume gefunden, welcher wohl als Schatzkammer gedient haben muss.

Mehr Fotos vom Palast von Festos


 

Öffnungszeiten

Von April bis Oktober: Montag bis Samstags von 8 bis 18 Uhr, Sonntags von 8 bis 15 Uhr.
Von November bis März: täglich von 8 bis 15 Uhr.
Eintritt: 4.- € (ev. nicht mehr aktuell)


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Video vom Blick auf das Ida-Gebirge

 


Matala

Bekannt wurden die Höhlen von Matala in den 1960er Jahren, als sie der Aufenthaltsort einer großen, internationalen Hippie-Gemeinschaft waren.

Matala
Der Sandstrand von Matala mit den Höhlen im Hintergrund.

Lage von Matala

Vom Palast von Festos führt eine Abzweigung nach dem 12 km entfernten Matala. Zuvor erreicht man nach 7 km Pitsidia, wonach man nach weiteren 1,5 Kilometern eine Abzweigung auf einen Schotterweg erreicht, welche rechts nach Kommos zum ehemaligen Hafen von Festos führt.
Diese Siedlung hatte ihre Blütezeit von der Neupalastzeit bis zu den Römern. Während der dortigen Ausgrabungen wurde eine heilige Anlage mit herumliegenden Gebäuden entdeckt, welche bis in das 1. Jahrhundert nach Christi hinein betrieben wurde. Die Gebäude im Südwesten waren vermutlich Lagerhäuser oder Hafenanlagen.

Kommos
Ausgrabungen am Strand von Kommos.

12 km weitere befindet sich die kleine Ortschaft Matala, welche der Zweithafen von Festos und später von Gortis während der Römerzeit war. Die Höhlen mit dem Sandstrand und der halbkreisförmigen Bucht sind eine beeindruckende landschaftliche Erscheinung.

Mehr Fotos von Kommos (Komo):


 

Geschichte von Matala

Die Höhlen von Matala wurden aus dem ockerfarbenen, schroffen und schräg geschichteten Sandsteinwänden geschlagen. Die Steilwände des zum Meer hin offenen Tals wurden wahrscheinlich schon seit dem 6. Jahrtausend v.Chr. herausgeschlagen und als Wohnhöhlen benutzt. Der weiche Sandstein lässt sich auch mit einfachsten Steinwerkzeugen gut bearbeiten.

Die Minoer hatten zwar ihren Haupthafen weiter nördlich im schon erwähnten und näher zu Festos gelegenen Kommos, wo immer noch Ausgrabungen stattfinden, werden wohl aber auch die geschützte Bucht von Matala genutzt haben.
Die Sage erzählt auch, dass Zeus hier in Matala in Gestalt eines Stieres mit Europa auf dem Rücken angelandet war. Homer schreibt, dass Menelaos bei seiner Rückkehr aus Troja hier Schiffbruch erlitt.
Für die Römer schließlich war Matala neben Lendas der wichtigste Hafen.

So ist nur gesichert, dass alle Höhlen von Menschenhand angelegt wurden und das sie zuerst als römische und frühchristliche Gräber ausgebaut und eingerichtet wurden. Die ersten Christen nutzten die Höhlen als Grabstätten und arbeiteten Sarkophage hinein.

Doch wurden sie seitdem immer wieder und auch auf andere Weise genutzt, sodass es unmöglich ist, festzustellen, wie sie einmal ursprünglich ausgesehen haben mussten oder angelegt wurden.
Manche Höhlen haben Fenster und Türen und herausgeschnittene Sitzbänke oder Betten, welches wohl ursprünglich einmal Grabplatten waren. Andere sind nicht mehr als herausgeschnittene Hohlräume. Auch die Einheimischen wohnten immer wieder zeitweise in ihnen.

Im Jahr 823 n.Chr. landeten die Sarazenen in Matala, von wo aus sie die Provinzhauptstadt Gortis belagerten und zerstörten und schließlich ganz Kreta eroberten. Im 2. Weltkrieg wurden die Höhlen als Munitionslager verwendet.

Höhlen von Matala
Vor den Höhlen von Matala.

Die Hippies in Matala

Aber erst wirklich berühmt wurden die Höhlen von Matala in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als sie der Aufenthaltsort einer großen, internationalen Hippie-Gemeinschaft wurden. Angeblich sollen Cat Stevens, Bob Dylan und Joni Mitchell darunter gewesen sein: ‚they’re playing that scratchy rock and roll under the Matala moon‘ vom 1971er-Album ‚Blue‘.

kuchenuwe basislager
‚Kuchenuwe‘ in seinem ‚Basislager‘
Einer der letzte, ‚echten‘ Hippies dort war bis vor ein paar Jahren Scotty, welcher 1964 dort ankam und bis wenige Jahre vor seinem Tod im Alter von 76 Jahren in 2016 dort seine Zeit auf Erden verbracht hatte.

Kuchenuwe dagegen ist hin und wieder immer noch am nahen Strand von Kommos zu finden und hat seine Hippie-Geschichten aus den 1970er und 1980er Jahren in einem Buch veröffentlicht.

Als ein Zeitzeuge berichtet er allerdings, dass Scotty niemals in seinem Leben ein echter Hippie gewesen war, sondern erst um das Jahr 2000 nach Kreta kam und dem Alkohol auch sehr zugetan war. Er soll aus Lentas hinausgeworfen sein, da er Leute am Strand beklaut haben soll. Daraufhin kam er nach Matala und wurde erst 2011 dort als Hippie vermarktet, da für das zu diesem Zeitpunkt eingeführte jährliche Hippie-Festival ein ‚echter Hippie‘ gebraucht wurde. Tatsächlich waren aber die ursprünglichen Hippies zu ihrer Zeit bei den Einheimischen nicht gerade willkommen!

Wohnort des 'letzten Hippies'
Der Wohnort des ‚letzten Hippies‘ bei Matala.
Nach Kuchenuwes Aussage gibt es nur noch einen einzigen Hippie auf dem Weg zum Red Beach und dieser lebt dort bereits seit 50 Jahren abgeschieden von den Touristen in einer Höhle (Foto links). Dieser Mann ist Engländer und hat nur ein Rennrad, was er immer den Berg hochträgt, damit es nicht gestohlen wird und er müsste jetzt so fast auf die 80 Jahre zugehen. Kuchenuwe hat ihn in den 1990er Jahren einmal in seiner Höhle besucht und hat ihn noch jedes Jahr mit seinem Fahrrad in Mires einkaufen gesehen. Dieser ‚letzte Hippie‘ mag jedoch keine Touristen und lässt sich auch nicht in Matala blicken; im Gegensatz dazu wie es Scotty tat. Er sollte auch besser nicht in seiner Höhle aufgesucht werden, da er dafür Vorkehrungen getroffen hat und über keinen Besuch erfreut sein dürfte!

Zwischenzeitlich wurde Kuchenuwe das Leben hier leider von den Behörden und einigen Einheimischen recht schwer gemacht, wie man in einer seiner Geschichten hier lesen kann.

Die Zeit der großen Hippie-Gemeinschaft endete erst, als die griechischen Behörden das Gelände unter Denkmalschutz stellten und absperrten. Die Hippies zogen dann allerdings zum Palmstrand von Vai für eine begrenzte Zeit weiter.

Heute sind die Höhlen eingezäunt und täglich von 10 bis 19 Uhr von April bis September (Eintritt 2 €) zu besichtigen. In der Nacht patrouilliert die Polizei und sie werden von Flutlicht angestrahlt, sodass niemand sich mehr dort einnisten kann.
Im Winter allerdings ist das Gelände oft nicht abgeschlossen und kann jederzeit besucht werden.

Besuch von Matala

Bei der Anfahrt mit dem Auto sollte man den Parkplatz hinter dem Strand benutzen (Parkgebühr € 2), welcher rechts ausgeschildert ist, wenn man den Ort erreicht. Während der Hochsaison kann dieser aber voll belegt sein und dann gibt es nur noch eine begrenzte Anzahl kostenpflichtiger Parkplätze (3 €) in der Hotel-Straße. Sind auch diese belegt, bleibt nur noch, eine Abstellmöglichkeit an der Seite der Zufahrtsstraße zu suchen.
Mit dem Bus kann man ab Mires oder Iraklion nach Matala fahren, welcher direkt am Ortseingang hält.

matala 02
Matala zu Beginn der Saison.

Zwar gibt es immer noch Zeitgenossen, welche behaupten, dass Matala mit seinen in den Höhlen hausenden Hippies ‚der begehrenswerte Touristen-Strand‘ auf Kreta ist, allerdings sind diese Zeiten – sofern sie überhaupt jemals existierten – aber zwischenzeitlich Legende und der Ort ist trotz seines Ruhms überraschend klein und in 10 Minuten hat man alles davon gesehen.
Im Grunde besteht der Ort aus einer einzigen Fußgängerzone, welche hinter dem Strand verläuft. Dort befindet sich der Markt und zahlreiche Tavernen auf der rechten Seite, während das ‚alte Matala‘ gegen die Felsen auf der linken Seite gequetscht ist.

Mehr Fotos von Matala


 

Tipp: weitere Strände in der Nähe

Wenn die Menschenmassen am Strand in der halbkreisförmigen Bucht von Matala überhandnehmen, kann man über die Hügel in 20 bis 30 Minuten den Kokkino-Strand (Roter Strand) zu Fuß erreichen. Die Strecke kann auch per Boot zurückgelegt werden.
Der rötlich-goldfarbene Strand mit seinen Nudisten und der etwas heruntergekommenen ‚Kantina‘ liegt südlich von Matala und man folgt entweder einfach der ‚Hotel-Strasse‘ weg vom Ort, wo man auf einen nicht zu übersehenden Pfad trifft, welcher aber in Abschnitten nicht leicht zu begehen ist.

Es gibt noch eine einfacher zu begehende, aber längere Route vom Ort aus. Dieser folgt man entlang den weißen Pfeilen, welche auf die Hauptstraße aufgemalt sind.

Der Kommos-Strand liegt dagegen in die andere Richtung, nördlich von Matala und man folgt dem Schotterweg ab Pitsidia. Dort befindet sich ein kilometerlanger, natürlicher Sandstrand.

Strand von Kommos
Der Strand von Kommos (Komo).

Hotels in und um Matala

Übersicht über aktuell verfügbare Hotels in und um Matala zum Bestpreis !

Video von Matala

(Dauer 1 min 11 sec)


Wegbeschreibungen

map creteZur Karte mit den Wegbeschreibungen nach Festos und Matala an der Südküste der Präfektur Iraklion:
Hier klicken: Wegbeschreibungen an die Südküste


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